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2. Die Bewohner.
Die Bewohner des Weserberglandes sind Niedersachsen vom
Stamm der Ost- und Westfalen und bekennen sich größtenteils zur
evangelischen Kirche. Die Bezirke von Paderborn sind katholisch,
die Gegend von Osnabrück gemischt. Die Hauptnahrungsquelle ist der
Ackerbau. Der im ganzen recht fruchtbare Boden zeigt nicht selten
einen malerischen Wechsel von Äckern, Wiesen und Wäldern. Landwirt-
schaftliche Betriebe findet man besonders im Westen. Doch ist bei der
Dichtigkeit der Bevölkerung auch hier eine mannigfache Industrie
eingedrungen, wovon in erster Linie die weithin berühmte Leinwand-
Weberei der Bielefelder Gegend zu nennen ist. Ein nennenswerter
Zweig landwirtschaftlicher Industrie ist die Z ie gelfa b ri ka ti o n.
Besonders sucht ein großer Teil der Bevölkerung des Fürstentums Lippe
im Sommer außerhalb Arbeit in Ziegeleien und kehrt mit Beginn des
Winters mit dem ersparten Gelde wieder heim. Ferner kommen Boden-
schätze an Kohle und Eisen vor, welche bergmännisch ausgebeutet
und der Industrie dienstbar gemacht werden. Auch ansehnliche Salz-
werke und gesuchte Heilquellen (Pyrmont, Oeynhausen, Lippspringe)
fördern die Einnahmen der Bevölkerung.
Die Gebiete des Weserberglandes waren bereits bei den alten Deutschen
wichtige Siedelungsstätten und sind vielfach durch Geschichte und Sage geweiht.
In den Kammdurchbrüchen der Gebirgszüge lauerten die Germanen den Römern
auf und erfochten hier ihre Hermannsschlacht und andere Siege. Hier stritt
Wittekind gegen Karl den Großen und vernichtete das Heer des großen Franken-
kaifers am Süntelgebirge. Weitere Kämpfe tobten um die westfälische Pforte
und um die Eresburg au der Diemel. Aus dem berühmten Benediktinerstift
Corvey gingen Männer wie Ansgar, der Apostel des Nordens, und Widukind,
ein berühmter Gelehrer und Historiker, hervor, welche die Senfkörner christlichen
Glaubens und klassischen Wissens ausstreuten. Als Heerstraßen und Ver-
teidigungspforten dienten die Wege und Pässe des Weserberglandes in den
Kämpfen zwischen Welfen und Hohenstaufen und im 30 jährigen Kriege den
protestantischen Scharen Mitteldeutschlands gegen die Truppen des Kaisers und
der Liga. Der Name Hastenbeck erinnert an den siebenjährigen Krieg.
Während £es Befreiungskrieges zogen die Scharen der Nordarmee durch die
Päfse^des Teutoburger Waldes gegen Frankreich und die Niederlande. Märchen
und Sage spinnen sich besonders um Hameln ^Rattenfänger) und die Pforte.
Trotzdem hat sich die Dichtung erst in neuester Zeit mit dem schönen Weserlande
befaßt. Noch Schiller wußte in seinen Flußepigrammen von diesem Strom
nichts zu melden. Seitdem aber die Geographen und Touristen diesem interessanten
Gebiete im Herzen Deutschlands mehr Aufmerksamkeit geschenkt haben, weiht ihr
anch der Sänger seine Lieder. Dingclstcdt giebt der Weser sogar den Preis
unter den deutschen Flüssen.
3. Staatliche Verhältnisse und Grtskunde.
Die eigenartige Natur des Laudes begünstigte die Bildung zahlreicher
politischer und kirchlicher Territorien. Trotzdem die Neuzeit hierin erheblich
zusammenfassend ausgeräumt hat, herrscht bezüglich der staatlichen Einteilung
des Weserberglandes immer noch große Mannigfaltigkeit.
Es haben daran Anteil Preußen durch das Eingreifen der
Provinzen Westfalen, Hannover und auch Hessen-Nassau,
serner Braunschweig, die beiden Lipp eschen Fürstentümer und
Waldeck mit der Grafschaft Pyrmont.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Ansgar Apostel Schiller
Extrahierte Ortsnamen: Niedersachsen Westfalen Paderborn Westen Oeynhausen Franken- Süntelgebirge Corvey Frankreich Niederlande Hameln Deutschlands Westfalen Hannover Hessen-Nassau
— 180 —
Vorrechten. In dem alten Dome befinden sich die Gräber der beiden
ersten christlichen Polenkönige. Posen hat bedeutende Fabrik- und
Gewerbetätigkeit und lebhaften Handel und Verkehr, der dnrch sieben
Eisenbahnlinien uach den verschiedensten Richtungen belebt wird. —
In der Umgebung von Posen liegen große Dörfer, oft mit mehreren Tausend
Einwohnern. Auch sind hier die alten deutschen Ansiedlungen der „B amb erger."
Jetzt erinnert nur noch der Name und die eigenartige Tracht der Leute an ihre
deutsche Abstammung. — Fr au st a dt, Lissa und Ra witsch sind gewerbreiche
Städte an der schleichen Grenze mit vollständig deutscher Bevölkerung;
Krotoschin und Ostrowo, weiter sö. gelegen, haben überwiegend polnische
Bevölkerung. Diese s, Grenzstädte Posens waren von jeher auf Gewerbtätigkeit
angewiesen, da der Boden meistens nicht sehr ergiebig ist. Zudem wurden
Handel und Verkehr durch eine alte Handelsstraße gefördert, die sich über
Fraustadt und Breslau nach Krakau hinzog. In Fraüsladt wirkte zur Zeit
des 30jährigen Krieges der Kirchenliederdichter Valerius Herberger, in
Lissa der Schulmann Amos Comenius. Rawitsch wurde durch deutsche
evangelische Flüchtlinge zur Zeit des 30 jährigen Krieges gegründet, treibt be-
sonders Großhandel mit Ungarwein und Tabak. — Krotoschin, der Geburts-
ort des Dichters Otto Roquette, ist der Hauptort des „Fürstentums
Krotoschin", das 1819 der bayrische Fürst von Thurn und Taxis für Abtretung
seiner Postrechte erhielt, als in Preußen die staatliche Post eingerichtet wurde. —
Grätz, im Hopsenbezirk von Neutomischel gelegen, weitberühmt durch sein
eigenartiges Gesundheitsbier, dessen eigenartiger Geschmack in erster Linie auf
das Wasser des dortigen Schloßbrunnens zurückzuführen ist. — Schwerin,
Ackerbaustadt an der Warthe, treibt auch Flußschiffahrt und Gewerbe.
Bromberg, (52 Tsd. E.), Neg.-Bez.-Hst. an der untern schiff-
baren Brahe und am Bromberger Kanal, treibt bedeutenden Handel
mit Holz und Getreide („Königliche Mühlenwerke"), hat regen Gewerbe-
fleiß in den verschiedensten Branchen, ist ein bedeutender Waffenplatz
mit starker militärischer Besatzung und großem Militärdepöt, größtenteils
modern gebaut und reich au Garteuanlagen. Unmittelbar bei der
Stadt mehrere große Landgemeinden, weiter die stattlichen Schleuseuanlageu
und die königlichen Forsten. — Jnowrazlaw, Hst. vom fruchtbaren
Kujawien, Bahnknotenpunkt, Salzbergwerk mit Saline und Solbad. —
Gnesen, malerisch zwischen Hügeln und Seen gelegen, ist die alte, sagenreiche
Krönungsstadt ter polnischen Könige, gilt als älteste Stadt der Provinz. Im
Dom die Grabstätte des h. Adalbert und eine Menge anderer kostbarer Heilig-
tümer. — Nakel, deutsche Stadt an der Netze und am Ausgange des Brom
berger Kanals, in alter Zeit eine wichtige Grenzfestung zwischen Polen und
Pommerellen. — Schneidemühl, an einem Nebenfluß der Netze in sandiger
Gegend gelegen, wichtiger Eisenbahnknotenpunkt mit bedeutendem Verkehr und
lebhafter Industrie.
b) Das märkische Flachland.
1. Das märkische Flachland zieht sich zwischen den beiden Landrücken
von der Posener Ebene bis hinter die Elbe hin. Es zeigt im allge-
meinen eine wellige Oberfläche, die von breiten Tälern und schmalen
Rinnen durchfurcht ist. Dieselben werden entweder von Flüssen durch-
zogen, oder es haben sich in ihnen stehende Gewässer gesammelt, oder
auch Sümpfe, Moore und Niederuugsgebiete gebildet. Der ö. Teil des
Brandenburger Flachlandes gehört zum Stromgebiet der Oder, der w.
zum Gebiete der Havel-Spree.
Die Oder tritt bald uach dem Durchbruch des südlichen Land-
rückens in das brandenbnrgische Gebiet ein, nimmt l. den Bob er und
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Lissa Valerius_Herberger Amos_Comenius Rawitsch Otto_Roquette Otto
— 117 —
1. In Hessen-Nassau, Reg.-Bez. Kassel.
Kassel (106000 E.) in einer fruchtbaren Weitung des Fulda-
tales, am Kreuzungspunkte wichtiger Verkehrsstraßen gelegen, verdankt
seine günstige Entwickelung in erster Linie seiner günstigen geographischen
Lage, dann aber auch der Gunst seiner ehemaligen Fürsten, die es
bereits Mitte des 13. Jahrhunderts zu ihrer Residenz erkoren. Kassel
ist die größte, gewerb- und handelstätigste Stadt der Provinz. Als
Hauptstadt von Hessen-Nassan ist sie Sitz des Oberpräsidiums, des
Oberlandesgerichts, des Konsistoriums und hat eine starke militärische
Besatzung,*) Vom Königsplatz aus führt durch die 4 km lauge, schnurgerade
Wilhelmshöher Allee eine Straßenbahn nach Schloß W i l h e l m s h ö h e**)
mit seinen großartigen Garten- und Parkanlagen. Gewächshäusern, Kaskaden,
Fontänen und dem Riesenschloß auf dem Karlsberge mit der aus Kupfer ge-
triebenen Säule des Herkules. —
An der von Kassel nordwärts führenden Eisenbahn Hofgeismar, Acker-
baustädtchen mit Gesuudheitsbruunen. — Fritzlar, an der Eder, historisch
bekannt als Residenz Kaiser Konrads I. und Ort der Königswahl Heinrichs I.
In der Nähe Geismar, Ivo Bonifatius die Donarseiche fällte. —
Marburg, an der Lahn, auf der Höhe und am Abhang des weit
in das Lahntal vorspringenden Schloßberges ebenso vorteilhast als reizend
gelegen, Universitätsstadt (erste protestantische Universität 1527), Grab
der heiligen Elisabeth in der schönen Elisabethkirche. — Eschwege,
gewerbtätige Stadt an der Werra. — Hersfeld, gewerbreiche Stadt
an der Fulda, in der Geschichte oftmals genannt, entging z. 93. 1806 der von
Napoleon angeordneten Zerstörung mir durch deu Edelmut des badischen
Jägermajors Liugg. — Fulda, altertümlicher Bischofssitz au der Fulda,
vou Bonifatius gegründet, im Dom die Grnft des Apostels, dessen
Standbild eine Zierde der Stadt ist; Textilindustrie.
2. Im Groß Herzogtum Hessen, Bez. Oberhessen.
Gießen, die gewerbtätige und verkehrsreiche Hauptstadt Ober-
Hessens an der Lahn, Universität, einst Wirkungsstätte des Chemikers
Liebig. In der Umgebuug mehrere Ruinen.
3. Im Fürstentum Waldeck: Hauptstadt Arolsen.
2. Das Weserliergland.
Das Land.
Das Weserbergland breitet sich n. vom hessischen Berglande zu
beiden Seiten der mittleren Weser aus und erscheint mit diesem aufs
engste verwachseu, sodaß einzelne Glieder, z. B. der Solling, als
Ubergangsglieder betrachtet werden können. Im O. ist es dnrch das
Leinetal mit der Göttinger Senke scharf von den Vorbergen des
Harzes getrennt. So tritt denn das Weserbergland uns gleichsam als
ein langes Vorgebirge der mitteldeutschen Gebirgsschwelle entgegen,
als „eine Art Hochlandskeil", der in nordwestlicher Richtung weit in
^ ^Du 1806—1813 war es Hst. des Königreichs Westfalen und Residenz
des Königs Jereme Napoleon.
**) Vergl. S. 115.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Konrads_I. Konrads_I. Heinrichs_I. Ivo_Bonifatius Elisabeth Napoleon Bonifatius Apostels Liebig Napoleon
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1. In der Provinz Westfalen.
Minden, eine der alten Bischofsstiftungen Karls d. Gr.^
Reg.-Bez.-Hst. an der Weser, dicht unterhalb der westfälischeu Pforte,,
bis 1871 Festung, dann als „letzte Festung Westfalens" geschleift:
Handel imi) Industrie recht bedeutend, — An der Köln-Mindener
Bahn liegen die Hauptsitze der westfälischen Leinenweberei, Herford
und Bielefeld (63 000 E,), letzteres am Eingang eines schönen
Quertales in den Teutoburger Wald, zugleich größte Stadt des Weser-
berglandes. Etwas abseits der genannten Bahnstrecke, unweit der
Weser, das Bad Oeynhausen. — Paderborn, alter Bischofssitz,
ebenfalls eine Stiftung Karls des Großen, der hier wiederholt einen
Reichstag hielt. Weiter u. das Bad Lippspringe. — Höxter,
an der Weser, mit lebhafter Kleiuiudustrie. In der Nähe die ehe-
malige Beuediktiner-Abtei Corvey.
2. In der Provinz Hannover,
Osnabrück, Reg.-Bez.-Hst. ander Hase, unweit des Nordwest-
eudes vom Osning, als Bistum von Kaiser Karl d. Gr, gestiftet und
durch den Friedensschluß 1648 bekannt, ist Ackerbanstadt, aber auch
durch Verhüttung von Eisen bekannt. .
Hildes heim, Reg.-Bez.-Hst. an der Innerste, einem Neben-
fluß der Leiue, alte Bischofsstadt mit altertümlichen Kirchenbauteu.
Unter den vielen Sehenswürdigkeiten des Domes der „1000 jährige
Rosenstock". Das Bistum ist ebenfalls eine Stiftung Karls d. Gr.
In der Umgebung der Stadt viel Leinenweberei. —Hameln, an der
Weser, bekannt durch die Sage vom Rattenfänger, (Kuppelberg), treibt
mannigfaches Gewerbe. — Der Süden des Reg.-Bez. Hildesheim ist
durch schmales brauuschweigisches Gebiet, das von der Weser bis zum
Harz reicht, vom n. Hauptlande geschieden. In diesem Südteile liegt
die gewerbereiche Universitätsstadt Göttingen an der Leine, in schöner
Umgebung (Göttinger Wald mit den Gleichen; der Hainberg mit dem
Bismarkturm). — Münden, am Zusammenfluß vou Fulda und Werra.
3. Im Brauuschweigischeu: Holzmiuden, gewerbtätige
Stadt an der Weser.
4. Im Fürstentum Schau mburglippe die kleine Hst.
Bückeb urg.
5. Im Fürstentum Lippe die freundliche Hst. Detmold,
Auf der Höhe der Groteubura das Hermannsdenkmal (von
E. v, Bändel).
6. Zu Waldeck gehört die Grafschaft Pyrmont mit dem Badeort
Pyrmont, in einem schönen Tale gelegen.
3. Das Fichtelgebirge.
1. Das Land. Das Fichtelgebirge erhebt sich gleich einem be-
dentsamen Eckpfeiler an der Grenze dreier Länder: Bayerns, Sachsens
und Böhmens. Doch breitet sich seme Bergmasse fast ganz auf bayrischem
Boden aus. In seiner Längen- und Breitenlage nimmt es eine zentrale
Stellung ein, da es vom 50. Parallel und dem 12. Meridian ge-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Personennamen: Karls Karls Karl_d Karl Karls Groteubura
Extrahierte Ortsnamen: Provinz_Westfalen Karls Herford Bielefeld Weser- Bad_Oeynhausen Paderborn Corvey Osnabrück Friedensschluß Karls Kuppelberg Hildesheim Fulda Werra Detmold Bayerns Sachsens
— 103 —
Ihrer Natur nach bilden die Haupttäler einen erfreulichen Gegeu-
satz zu den rauhen Gebirgsflächen. Bei ihrer tiefen, geschützten Lage
zeichnen sie sich durch ein mildes Klima aus, das in einzelnen Teilen
des Rhein- und Moseltales über 10« C. mittlere Jahreswärme aus-
weist. Sie sind das Hanptgebiet der Ansiedelungen und Städte und
mußten ihre Anziehungskraft schon frühzeitig als natürliche Wasser-
straßen bewähren, die sich durch eine sonst oft wenig wegsame Wald-
und Bergregion hinziehen. In den nördlichen Tälern der Sieg,
Wupper und Ruhr siud es zudem die mineralischen Bodenschätze des
Berglandes, die in den Tälern eine Siedelungshäusung der Bevölkerung
mit siel) gebracht. Dort bewundert man das Spiegeleisen der Siegener
Werke im Ruhrgebiete, die Kohlenproduktion und die Gußstahlfabrik
von Alfred Krupp und die Spinnereien, Tuchfabriken, Färbereien,
Bleichereien und Eisenhämmer des Wuppertal es. In den südlichen
Flußtälern lockten in erster Linie die Ernten ergiebiger Fruchtgelände,
die Kultur des Weinstocks und die edler Obstarten und sonstiger
Gartenfrüchte. Die Fruchtgefilde finden sich besonders dort, wo
die Täler sich zu kleinen Ebenen ausweiten (Nahegau, unteres
Lahntal, Neuwieder Becken), während beim Weinbau die Terrassen-
kultur angewandt wird. Durch Weinbau glänzen besonders die durch
landschaftliche Reize so reich ausgestatteten Täler des Rheins und
der Mosel.
Tie Wcinkultur am Rhein datiert aus dem neunten Jahrhundert:
864 wird zuerst in einer Urkunde ein Weinberg angeführt. Ihn schenkte Wala-
brecht an die Abtei Bleidenstadt in der Gemarkung Rüdesheim. Nach der Binger
Chronik ist um das Jahr 842 im Rheingau die Rebenkultur noch unbekannt.
Die Rheingauer Sage läßt allerdings bereits Karl den Großen als Einführer
und Beförderer des Weinbaus erscheinen; der Vorliebe zur Rebenkultur sei es
zu danken gewesen, daß sich dieser große Kaiser gern in Ingelheim aufhielt. Mit
Schluß des elften Jahrhunderts nahm der Weinbau seinen eigentlichen Anfang.
Die Rüdesheimer legten, unterstützt von dem Erzbischos Siegfried, 1074
einen Weinberg von größerer Ausdehnung an, der Erzbischos bezog hiervon
einen Weinzins von 49 Fuder. 1108 wurde der Hellenberg bei Aß m anns-
Hausen mit Rotweinreben bepflanzt. Die Benediktinerabtei Johannisberg
säumte nicht lange und legte Weinberge an dem berühmten Klosterabhang an.
Die Cistercienser von Eberbach bepflanzten den Steinberg. Die Anlage des
Rüdes heimer Berges ist in das 13. Jahrhundert zu verlegen. Jnrauen-
thal, Neuendorf :c. reichen die ersten Anfänge des Weinbaues bis in das
12. Jahrhundert zurück. Gegenwärtig sind allein im Rheingau über 3000 ha
Land mit Reben bepflanzt. Der Weinstock wird durchschnittlich alle 30 Jahre
erneuert. Die Anlage der Weinberge und die ganze Behandlung desselben ver-
ursacht viel Arbeit, erheischt die größte Sorgfalt. Ein angelegter Wein
berg verursacht alljährlich immer 150—200 Mk. für den Morgen Unkosten.
^Oie Arbeiten sind äußerst schwer, und wie oft lohnen sie in schlechten Wein-
jähren nicht im entferntesten die Mühen und Arbeiten des Rheinländers! Früh
im Jahre wird der Boden tief mit einem langen Karst umgehauen und er-
forderlichen Falls gedüngt. Nun werden die Reben beschnitten und an die
Pfähle gehestet. Kurze Zeit nachher^ wird der Boden geebnet. Mitte August
wevden die Reben „gegipfelt": die Spitzen sämtlicher Reben werden zu diesem
Zwecke sämtlich auf gleiche Höhe abgeschnitten.
Die Menge und die Güte des Weins hängt zwar im allgemeinen von
der sorgsamen Pflege des Weinbergs ab ; den größten Einsluß übt jedoch die
Witterung aus. Der Monat August mit seiner großen Hitze ist der „Kochmonat".
Die Reifezeit, der Monat September, darf nicht zu trocken sein. Je mehr die
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
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Extrahierte Personennamen: Alfred_Krupp Karl Karl Siegfried Siegfried August August
§ 10. Norddeutsches Tiefland.
283
bis gegen die Oder hin. Zwischen Polen, Westpreußen, Brandenburg und
Schlesien und zwischen den beiden Landrücken gelegen, ist sie die ebenste
aller preußischen Provinzen. Noch über die Hälfte der Bevölkerung ist
polnisch, da der Netzebezirk bei der ersten, das übrige erst bei der zweiten
Teilung Polens (1793) an Preußen fiel, damals ein ödes Sumpf- und
Waldland, herabgekommen durch polnische Mißwirtschaft, so daß man
wenig von der Kultur spürte, die einst im Mittelalter städtebauende
Deutsche zugleich mit dem Christentum hierher gebracht hatten. Friedrich
d. Gr. ließ das Bruchland an der Netze durch deutsche Ansiedler entsumpfen
und baute den Kanal, der von der Rbz.-Hst. 'Bromberg aus die Brahe
mit der Netze verbindet. Die Landwirtschaft ist erst durch die Deutschen
emporgebracht worden; der schwere, d. h. nicht zu sandige, mehr tonige
Boden (gegen O.) trägt gute Weizenernten; im Sw., im Kreise ^ Bomst,
baut man sogar etwas Wein. In diesem industrielosen, landwirtschaft-
lichen Gebiet fehlt es noch an größeren Städten außer dem zu einer Festung
ersten Ranges umgeschaffenen "Posen in der Mitte der Provinz an deren
Hauptfluß, der Warte; es ist Rbz.-Hst., Sitz einer freien Akademie zur
Hebung deutscher Bildung und zu geistiger Sammlung der Deutschen
unter der polnischen Bevölkerung. Von Posen onö. liegt an der Eisen-
bahn nach Thorn das jetzt recht unbedeutende Gnesen, einst Sitz des
Erzbischofs für das ganze Königreich Polen, seitdem hier im 10. Jahr-
hundert an Stelle eines polnischen Heidentempels eine christliche Domkirche
gegründet worden; lange Zeit war es Krönungsstadt der Polenkönige.
4. Anteil der Provinz Schlesien, das Oderland zur Seite der 4. Schlc-
Sudeten nebst einem Teile der Lausitz zwischen Brandenburg und dem ^cn'
Königreich Sachsen, der im Gebiet der Schwarzen Elster bis an die Provinz
Sachsen heranreicht. Mit ihrem sw. Gebirgswall (§ 9) ist Schlesien
die größte und nächst der Rhein-
provinz und der Provinz Bran-
denburg mit Berlin auch die
volkreichste und schönste Provinz
von Preußen, reich durch Boden-
fruchtbarst, fossile Schätze und
Gewerbefleiß. — Uberwiegend
polnisch ist nur Rbz. Oppeln,
dessen Rbz.-Hst. an der Oder
oberhalb der Einmündung der
Glatzer Neisse liegt. Allein hier Abb.lm, St-mlohl-niag-rinoberschl-si-n,
Kreise heißen die Unterabteilungen der preußischen Regierungsbezirke.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche]]
— 81 —
bereits Mitte des 13. Jahrhunderts zu ihrer Residenz erkoren. Kassel
ist nächst Frankfurt a. M. die größte, gewerb- und handelstätigste Stadt
der Provinz. Als Hauptstadt vou Hesseu-Nassau ist sie Sitz des Ober-
Präsidiums, des Oberlandesgerichts, des Konsistoriums und hat eine
starke militärische Besatzung. Marburg, an der Lahn, auf der
Höhe und am Abhang des weit in das Lahntal vorspringenden Schloß-
berges ebenso vorteilhaft als reizend gelegen, Universitätsstadt (erste
protestantische Universität 1527), Grab der heiligen Elisabeth in der
schönen Elisabethkirche. — Esch Wege, gewerbtätige Stadt an der
Werra. — Hersfeld, gewerbreiche Stadt an der Fulda. — Fulda,
altertümlicher Bischofssitz an der Fulda, von Bonifatius gegründet; im
Dom die Gruft des Apostels, dessen Standbild eine Zierde der Stadt
ist; Textilindustrie.
2. Im Großherzogtum Hessen, Bez. Oberhesseu.
Gießen, die gewerbtätige und verkehrsreiche Hauptstadt Ober-
Hessens au der Lahn. Universität, einst Wirkungsstätte des Chemikers
Liebig. In der Umgebung mehrere Ruinen.
3. Im Fürstentum Waldeck: Hauptstadt Arolsen.
2. Das Weserbergland.
\. Das tand.
Das Weserbergland breitet sich n. vom Hessischen Berglande zu
beiden Seiten der mittleren Weser aus und erscheint mit diesem aufs
engste verwachsen, sodaß einzelne Glieder, z. B. der Solling, als
Ubergangsglieder betrachtet werden können. Im O. ist es durch das
Seinetat mit der Göttiuger Senke schars von den Vorbergen des
Harzes getrennt. So tritt denn das Weserbergland uns gleichsam als
ein langes Vorgebirge der mitteldeutschen Gebirgsschwelle entgegen,
als „eine Art Hochlandskeil", der in nordwestlicher Richtung weit in
das norddeutsche Tieslaud vorgetrieben ist. Es besteht aus einem
Gemenge niedriger Parallelzüge, die entweder die Weser begleiten, oder
von ihr durchbrochen werden. Im S. herrscht die Plateansorm, im
N. die Kettenbildung vor. Obgleich die einzelnen Gruppen überall
unter 500 in Seehöhe bleibeu, treten sie doch bei ihrer wallsörmigen
Gestalt und verhältnismäßig bedeutenden relativen Höhe namentlich bei
einer Durchwanderung vom n. Tieflande her recht ansehnlich hervor
und erhalten durch den Hochwald, mit dem sie bestanden sind, ein gebirgs-
ähnliches Aussehen.
Ans der rechten Weserseite trifft man von S. her zunächst ans
den wald- und wildreichen Solling, dessen Forstgebiet zu deu größten
Deutschlands zählt und dessen Sandsteine weit weserabwärts verschifft
werden. Dann folgt das Leinebergland mit zahlreichen bewaldeten
Parallelzügen und weiter abwärts das Süntelgebirge mit wald-
reichen Uferhöhen, malerischen Felswänden und herrlichen Aussichten.
Kaum auderswo auf deutschem Boden treten die Gegensätze zwischen
Höhen und Tiefland so scharf hervor als bei den Süntelhöhen und
Tromnau-Schöne, Lehrbuch für Präparandcnanstalten. 6
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche]]
Extrahierte Personennamen: Elisabeth Bonifatius Apostels Liebig